Dubiose Anleihe-Kaufangebote: „Der Versuch auf Dummenfang zu gehen“
Fragwürdiges Angebot – ein Investor namens Constantin Jantzen aus London hat den Inhabern der PROKON-Anleihe (WKN A2AASM) ein öffentliches Kaufangebot unterbreitet, welches bis zum 14. Dezember 2017 Gültigkeit besitzt. Er bietet dabei einen Preis in Höhe von 62,00% flat je Anleihe, das bedeutet, aufgelaufene Stückzinsen werden nicht vergütet. Damit liegt das Angebot knapp 20% unter dem derzeitigen Börsenpreis der Anleihe von rund 79%.
„Der Versuch auf Dummenfang zu gehen“
Finanzexperte Markus Stillger, Geschäftsführer der MB Fund Advisory GmbH und Fondsberater des HAIG MB Flex-Plus, der diese Offerte ebenfalls bekommen hat, findet für das Angebot mehr als deutliche Worte. Der Anleihen Finder Redaktion sagte er: „Bei einem aktuellen Börsen-Kurs der PROKON-Anleihe von knapp 79% ist das Angebot von 62% schlichtweg ein Witz und der Versuch auf Dummenfang zu gehen. Aus meiner Sicht kann sich Herr Jantzen das Angebot mal getrost abschmieren, aber die Mutter der Dummheit ist immer schwanger und ich befürchte, dass auch hier eine Handvoll Anleger auf diesen Bauerntrick reinfällt.“
Quelle: Markus Stillger, MB Fund Advisory GmbH
Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. schlägt in die gleiche Kerbe und warnt Anleger davor, das Angebot anzunehmen: „Aus unserer Sicht sollten die Anleger dieses Angebot nicht annehmen. Der Nominalwert pro Anleihe beträgt derzeit 9,28 Euro. Investoren würden bei Annahme des Angebots demnach pro Anleihe 5,75 Euro erhalten. Dazu kommen noch die aufgelaufenen Stückzinsen in Höhe von ca. 1,6 %. Bei einem Verkauf über die Börse zu 78% würden Anleger demnach pro Anleihe 7,39 Euro erhalten.“
ANLEIHE CHECK: Die Prokon-Anleihe (WKN A2AASM) hat ein Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro, läuft bis 2030 und ist mit einem jährlichen Zinskupon von 3,5 Prozent ausgestattet. Besichert wird die Anleihe durch die PROKON-Windparks.
Dubioses Angebot auch an Wöhrl-Anleihegläubiger
Immer wieder werden Anleger mit solchen Angeboten konfrontiert. Unlängst wurde auch den Wöhrl-Anleiheinhabern ein Angebot weit unter Börsenwert unterbreitet, wie das Portal Nordbayern in dem Artikel „Dubiose Geschäfte mit Wöhrl-Anleihegläubigern“ berichtete. Dabei wurden den Wöhrl-Anleihegläubigern für nominal je 1.000 Euro-Schuldverschreibung gerade einmal 31 Euro angeboten. An der Börse, wo das Wöhrl-Papier immer noch gehandelt wird, wurde die Anleihe zum gleichen Zeitpunkt rund doppelt so hoch bewertet wie im Angebot des Investors. Der Nürnberger Anwalt und Vertreter der Wöhrl-Anleihegläubiger, Christian H. Gloeckner, spricht daher im Nordbayern-Bericht im Fall Wöhrl von einem Angebot knapp „unterhalb der Betrugsschwelle“. Anleger sollten bei deutlich unter Kurs liegenden Kaufangeboten gewarnt sein und bei Fragen ihren Finanzberater kontaktieren.
Anleihen Finder Redaktion.
Foto: pixabay.com
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