Kommentar zur anstehenden EZB-Sitzung: „Vorübergehender (gewollter) Stillstand“

Mittwoch, 17. Juli 2024


Jens Franck, Leiter Portfoliomanagement bei dem Hamburger Fixed Income-Spezialisten nordIX AG, kommentiert die anstehende EZB-Sitzung am 18. Juli 2024:

„Vorübergehender (gewollter) Stillstand …“

Das beschreibt nicht nur die anstehende Sitzung vor der Sommerpause, sondern auch das grundsätzlich zu erwartende EZB-Notenbankmuster. Die EZB „hangelt“ sich von Sitzung zu Sitzung, wird zwischenzeitlich mit monetären Schritten pausieren, betont den datenabhängigen Ansatz und wird die Erwartungen subtil über die gewählte Rhetorik leiten.

Datenabhängiger Ansatz bedeutet, dass noch mehr alle – wenn vorhanden – zinsrelevanten Daten interpretiert werden müssen. Hier gab es seit der letzten Sitzung nicht viel Neues, somit legitimiert sich die Pause bis zur nächsten Sitzung im September mit den sogenannten „staff projections“ als Grundlage eines möglicherweise zweiten, aber definitiv noch nicht sicheren Zinssenkungsschritts. EZB-Präsidentin Lagarde hat nach dem jährlichen EZB-Forum zum Zentralbankwesen im portugiesischen Sintra nochmal betont, wie wichtig neue Daten sind.

Die Sitzung des EZB-Rats ist somit als eher unspektakulär einzuordnen. Die September-Sitzung nach der Sommerpause wird spannend, da sehen wir die Möglichkeit eines zweiten Zinssenkungsschritts als deutlich relevanter. Für die in stetiger Konkurrenz stehenden Assetklassen bedeutet es im großen Bild Rückenwind. Die Erwartung fallender Notenbankzinsen auf beiden Seiten des Atlantiks ganz gleich welcher Amplitude, ist die Basis und Treiber für fallende Kapitalmarktzinsen auf einen neuen Gleichgewichtszustand ca. 75 bis 100 Basispunkte unter dem aktuellen Niveau. Somit wirkt der Zins als das „Regulativ“ der Kapitalmärkte wieder positiv und gibt den Märkten für die zweite Hälfte des Jahres jede Chance weiter gut zu performen.

Wenn man überhaupt einen Disclaimer setzen sollte, dann sind es die politischen Unsicherheiten aus der schwierigen Gemengelage als Resultat der EU- und Frankreich-Wahl und noch viel mehr die Unwägbarkeiten aus der anstehenden US-Wahl am 5. November des Jahres.

Jens Franck, Leiter Portfoliomanagement bei nordIX AG

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